Arbeitszeituntersuchung der sächsischen Lehrkräfte
Arbeitsbelastung sächsischer Lehrkräfte im Blick
Das Staatsministerium für Kultus (SMK) hat die Prognos AG damit beauftragt, eine Arbeitszeituntersuchung der sächsischen Lehrkräfte durchzuführen. Die Untersuchung dient übergeordnet dem Ziel, die Unterrichtsversorgung und –qualität im Freistaat Sachsen langfristig zu sichern. Dabei wird ermittelt, ob die Jahresarbeitszeit der Lehrkräfte den vielfältigen Anforderungen des Lehrerberufs gerecht wird.
Die Studie soll die Arbeitsbelastung sächsischer Lehrkräfte in ihrer Gänze erfassen. Ziel ist, den mit den verschiedenen Tätigkeiten verbundenen Zeitaufwand für Lehrkräfte für den Verlauf eines ganzen Schuljahres nachzuzeichnen.
Dabei soll genau erfasst werden, wieviel Zeit die Lehrkräfte jeweils für ihre verschiedenen Aufgaben aufwenden. Dies beinhaltet neben dem Unterricht und dessen Vor- und Nachbereitung vor allem die ganze Bandbreite außerunterrichtlicher Aufgaben - auch während der unterrichtsfreien Zeit.
Zudem soll sichtbar gemacht werden, welche Aufgaben die Lehrkräfte als besonders belastend wahrnehmen.
Von bisher durchgeführten Studien unterscheidet sich der Ansatz dieser Untersuchung in seiner Kombination aus
- einer repräsentativen Zusammensetzung der Stichprobe basierend auf einer Zufallsauswahl der teilnehmenden Lehrkräfte und Schulleitungen,
- der Erfassung der Zeitaufwände im Laufe eines gesamten Schuljahres,
- der Erfassung der Arbeitszeiten und ergänzender subjektiver Einschätzungen zu konkreten Stressfaktoren der eigenen Arbeitsbelastung.
Der Freistaat Sachsen setzt mit dieser Untersuchung bundesweit Maßstäbe und ist somit Vorreiter auf diesem Gebiet.
An der Untersuchung nehmen über 4.000 durch eine repräsentative Zufallsstichprobe ausgewählte Lehrkräfte, stellvertretende Schulleitungen und Schulleitungen aller Schularten in öffentlicher Trägerschaft des Freistaates Sachsen teil. Ausgenommen sind lediglich Lehrkräfte und Schulleitungen der Gemeinschaftsschulen und der in § 63d des Schulgesetzes genannten Schulen besonderer Art. Die Teilnahme gehört für die ausgewählten Lehrkräfte zur Dienstpflicht.
Die Arbeitszeiten der ausgewählten Lehrkräfte und Schulleitungen werden für den Verlauf eines gesamten Schuljahres erfasst. Die Arbeitszeiterfassung startet mit Beginn des Schuljahres 2024/2025 und endet mit dem Ende der Sommerferien 2025.
Das genutzte Zeiterfassungstool soll den Aufwand der Datenerhebung für die Teilnehmenden so gering wie möglich halten, sodass die tägliche Erfassung der Arbeitszeit und der damit verbundenen Tätigkeiten innerhalb weniger Minuten vorgenommen werden kann.
Ergänzt wird die Zeiterfassung durch Befragungen der Teilnehmenden durch den Dienstleister zur wahrgenommenen Arbeitsbelastung zu ausgewählten Zeitpunkten im Schuljahresverlauf.
Die Untersuchung wird durch ein Expertengremium begleitet. Das Expertengremium gibt methodische Impulse für die Stichprobenziehung und Entwicklung der Untersuchungsinstrumente. Das Gremium wird im weiteren Verlauf ergebnisoffen die Erkenntnisse vertiefend erörtern und das Sächsische Staatsministerium für Kultus bei der Bewertung unterstützen. Mitglieder des Expertengremiums sind u. a. Vertreter des Lehrerhauptpersonalrats, der Hauptschwerbehindertenvertretung der Lehrkräfte und des Sächsischen Schulleitungsverbandes, des Landesamtes für Schule und Bildung sowie Arbeitsrechts- und Erziehungswissenschaftler.
Nach Beendigung der Datenerfassung werden die Ergebnisse durch die Prognos AG aufbereitet. Die erhobenen Daten verbleiben dabei zu jeder Zeit bei der Prognos AG und werden dort anonymisiert und aggregiert ausgewertet, was bedeutet, dass keine Rückschlüsse auf individuell Befragte möglich sind. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in aggregierter Form dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus in einem Abschlussbericht dargestellt.
In Zusammenarbeit zwischen dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus und dem Expertengremium werden die ausgewerteten Daten vertiefend analysiert, diskutiert sowie abschließend Handlungsempfehlungen formuliert. Dabei stehen mögliche Reformbedarfe sowie bestehende Spielräume für eine arbeitszeitrelevante Überarbeitung des derzeitigen Aufgabenkatalogs sächsischer Lehrkräfte im Mittelpunkt.
Folgende Arbeitsschritte wurden bis Ende August 2025 abgeschlossen:
- Vorstellung des Untersuchungskonzepts bei Schulverwaltung und Personalvertretung,
- Auftaktsitzung und damit Start der Zusammenarbeit mit dem begleitenden Expertengremium,
- Entwicklung von Aufgabenkategorien, welche der Zeiterfassung zugrunde liegen werden,
- Rückkopplung der Kategorien mit sächsischen Lehrkräften und Schulleitungen aller Schularten in verschiedenen Fokusgruppen und anschließende Überarbeitung,
- Übertragung der überarbeiteten Aufgabenkategorien in das Software-Tool für die Zeiterfassung,
- Abschluss des Pretests und finale Anpassung des Zeiterfassungstools auf Basis der Befunde aus dem Pretest,
- Information der mittels geschichteter Zufallsstichprobe ausgewählten sächsischen Schulleitungen, stellvertretenden Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer Ende Mai 2024 über ihre Teilnahme, Veröffentlichung von umfassenden Informationsmaterialien und Schulung der teilnehmenden Schulleitungen und Lehrerinnen und Lehrer
- Durchführung von insgesamt drei zusätzlichen Befragungen zur subjektiven Beanspruchung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
- Nachziehung der Stichprobe der Lehrerinnen und Lehrer
- Erster methodischer Zwischenbericht
- Ende der Erhebungsphase mit Ablauf des 3. August 2025
Mit Ablauf der Feldphase der Arbeitszeituntersuchung sächsischer Lehrkräfte und Schulleitungen befindet sich das Projekt nun in der Auswertungsphase. Ein erster Entwurf des Abschlussberichts durch den beauftragten Dienstleister Prognos AG ist für Mitte Oktober 2025 geplant. Anschließend wird sich das interdisziplinär besetzte Expertengremium mit den Ergebnissen befassen und im Anschluss Handlungsempfehlungen formulieren, die in die politische Diskussion einfließen werden.
In diesem Zusammenhang danken wir in ganz besonderem Maße allen teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrern sowie allen teilnehmenden Schulleitungen und stellvertretenden Schulleitungen. Sie haben diesen Kraftakt über ein gesamtes Schuljahr hinweg mitgetragen und in einer so breiten Masse ihre Arbeitszeitdaten hinterlassen, dass nun eine bundesweit beachtliche Datengrundlage vorliegt. Unser Dank gilt auch allen sächsischen Schulleitungen, weil Sie zum Teil zwar nicht persönlich betroffen, dennoch die Arbeitszeituntersuchung in ihren Kollegien unterstützt und die Wichtigkeit und Notwendigkeit dieser Organisationsuntersuchung gesehen und kommuniziert haben.